Patienten, denen ein Zahn gezogen wurde, mussten sich bisher zumindest vorübergehend mit einer unschönen Zahnlücke abfinden. Dank moderner Technologien und Materialien ist es jedoch mittlerweile in vielen Praxen und Kliniken möglich, den Zahn direkt nach dem Ziehen durch ein Sofortimplantat zu ersetzen. Dies bietet gerade im Frontbereich große Vorteile in ästhetischer Hinsicht. Lesen Sie hier mehr zu den grundlegenden Voraussetzungen für ein solches Implantat, zu den Vor- und Nachteilen der Sofortimplantation sowie zu den Kosten.

Übersicht dieses Artikels

Definition: Sofortimplantate

Bei einem Sofortimplantat handelt es sich um eine besondere Form des festsitzenden Zahnersatzes. Anders als herkömmliche Zahnimplantate wird es direkt nach der Extraktion eines Zahnes, spätestens jedoch nach 48 Stunden, in die frische Wunde eingesetzt und kann sofort mit einem Provisorium versehen werden. Die übliche Einheilzeit und die sonst erforderliche Folgeoperation zum Freilegen des Implantats entfällt. Für den Patienten bedeutet dies eine erhebliche Entlastung, da er die Zahnarztpraxis oder die Zahnklinik nur einmal aufsuchen muss und die Zahngesundheit relativ schnell wieder hergestellt ist.

Voraussetzungen für Sofortimplantate

Damit eine Sofortimplantation durchführbar ist, muss im Kiefer eine genügend große Menge Knochensubstanz vorhanden sein. Nur so lässt sich eine ausreichende Primärstabilität (mechanisch stabiler Halt im Knochen) erreichen. Diese wird beim Eindrehen des Zahnimplantats in den Kieferknochen anhand des Eindrehmoments gemessen, der idealerweise höher als 30 Ncm liegen sollte.

Bevor ein Sofortimplantat eingesetzt wird, muss der Zahnarzt außerdem sicherstellen:

  • dass keine akute Entzündung vorliegt. Musste beispielsweise ein Zahn aufgrund einer entzündeten Wurzel entfernt werden, ist eine Sofortimplantation nicht möglich.
  • dass sich das Zahnfleisch bei der Extraktion des Zahnes nicht vom darunterliegenden Kieferknochen gelöst hat. Um dies zu verhindern, benutzen Experten spezielle Instrumente (Periotome), mit denen sich ein Zahn aus seiner Verankerung lösen lässt. Da diese Werkzeuge sehr dünn und scharf sind, schonen sie das umliegende Gewebe und ermöglichen auf diese Weise eine Sofortimplantation. Zum Teil transplantieren die Zahnärzte bei diesem Eingriff auch Bindegewebe, dass sie beispielsweise am Gaumen entnehmen.

Bei der Entscheidung für oder gegen ein Sofortimplantat spielt der Zustand des Kieferknochens eine maßgebliche Rolle. Zwar ist die genaue Knochenstruktur auch auf einem Röntgenbild erkennbar, ein abschließendes Urteil lässt sich jedoch erst nach dem Ziehen des Zahnes fällen.

Vorgehen bei einer Sofortimplantation

Wie genau dieser spezielle Zahnersatz verpflanzt wird, richtet sich nach den individuellen Voraussetzungen des Kieferknochens, vor allem nach den Ausmaßen des Loches. Für gewöhnlich entspricht der Platz, den der gezogene Zahn bzw. dessen Wurzel hinterlassen hat, nicht exakt der Form des für das Sofortimplantat benötigten Stifts. Muss das Loch vergrößert werden, geschieht das bei der sofortigen Implantation statt mit einem Bohrer mit einem Verdichter, der das Knochenmaterial beim Rotieren zur Seite drückt. Dadurch bleibt die Substanz erhalten und steht für einen guten Halt des Implantats zur Verfügung. Möglich ist auch eine gleichzeitige Augmentation, ein Auffüllen des Loches mit sogenanntem Knochenersatzmaterial. Dieses bildet sich mit der Zeit zurück und sorgt dafür, dass das Implantat optimal einwächst.

Material und Arten von Sofortimplantaten

Die Stifte für Sofortimplantate bestehen zumeist aus reinem Titan oder einer Titan-Legierung. Dieses Material hat sich auch in anderen Bereichen der Implantologie gut etabliert, da es von den Patienten in der Regel gut vertragen wird. Alternativ kann der Zahnarzt Implantate aus Zirkonoxidkeramik einsetzen, die ebenfalls als unproblematisch gelten. Allerdings gibt es hierfür noch keine Langzeitergebnisse bezüglich der Haltbarkeit.

Für Sofortimplantate kommen zwei unterschiedliche Stiftformen zur Anwendung. Der apikale Stift ist schmal, verfügt aber über ein tiefes Gewinde, das sich beim Einbringen des Implantats regelrecht in den Knochen einschneidet und dort für guten Halt sorgt. Die andere Variante ist ein insgesamt breiter koronaler Implantatkörper, der ein flaches, zunehmend enger werdendes Gewinde besitzt. Bei diesem wird der Knochen beim Eindrehen an der engsten Stelle des Loches leicht verdichtet und kann somit in diesem Bereich die Kraft beim Kauen gut auffangen.

Vor- und Nachteile von Sofortimplantaten

Wird nach einem Zahnverlust die Belastung durch den Kaudruck vom Kieferknochen genommen, bildet dieser sich automatisch zurück. Das lässt sich durch eine sofortige Versorgung einer frischen Extraktionswunde mit einem Sofortimplantat nachweislich verhindern. Die Patienten profitieren außerdem in funktioneller und ästhetischer Hinsicht von dieser Methode. Sie können den neuen Zahn direkt nach dem Eingriff benutzen und vermeiden eine wochenlange Zahnlosigkeit, die gerade im Frontzahnbereich als besonders unästhetisch empfunden wird. Ein weiterer Vorteil ist die verkürzte Behandlungsdauer von meist nur einer Sitzung.

Sofortimplantate bergen jedoch auch einige Risiken. Die nachfolgenden Beschwerden treten allerdings nur selten auf, sofern die Operation durch einen erfahrenen Implantologen durchgeführt wird:

  • Blutergüsse
  • Infektionen im Implantatbereich
  • Schäden an umliegenden Zähnen oder Blutgefäßen
  • Probleme mit der Nasenhöhle oder den Nasennebenhöhlen
  • Nervenschäden im Bereich des Mundes oder der Mundhöhle, die sich durch Kribbeln, ein Taubheitsgefühl oder Schmerzen bemerkbar machen

Gegenüber herkömmlichen Implantaten ist das Risiko, ein Sofortimplantat zu verlieren, statistisch leicht erhöht. Durch eine überlegte Abwägung bezüglich der Primärstabilität, eine sehr sorgfältige Mundhygiene und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen lässt sich diese Gefahr jedoch reduzieren.

Kosten für Sofortimplantate

Die Materialkosten für Sofortimplantate ähneln denen herkömmlicher Implantate. Können die neuen Zähne sofort belastet werden, spart dies nicht nur die Zeit, sondern auch die Aufwendungen für die Freilegungs-OP. Daher ist die Versorgung mit Sofortimplantaten in den meisten Fällen sogar günstiger als bei der gängigen Implantatversorgung.

Bei den gesetzlichen Krankenkassen gelten Implantate generell als Privatleistung. Sie übernehmen daher nur einen Festzuschuss, der vom jeweiligen Befund abhängt. Welche Therapie zur Anwendung kommt, ob also eine Brücke oder ein Implantat, ist nicht relevant. Die Höhe des Zuschusses richtet sich dabei nach der üblichen Regelversorgung. Kann der Patient via Bonusheft nachweisen, dass er in den letzten fünf Jahren regelmäßig zur zahnärztlichen Kontrolluntersuchung war, erhöht sich der Festzuschuss um 20 Prozent. Wird der Nachweis über einen Zeitraum von zehn Jahren erbracht, ist eine Erhöhung von 30 Prozent vorgesehen.

Private Krankenversicherungen beteiligen sich meist mit bis zu 80 Prozent an den Kosten für ein Sofortimplantat, wenn der Zahnersatz medizinisch begründet ist. Bei Neukunden gilt bei einigen Gesellschaften allerdings eine sogenannte „Zahnstaffel“. Dabei erhöht sich der Maximalbetrag für erstattungsfähige Zahnersatzaufwendungen jedes Jahr, bis letztendlich der gesamte Betrag übernommen wird.