Allein in Deutschland hat jeder Fünfte Angst vor einem Besuch beim Zahnarzt, und das nicht nur vor größeren Eingriffen. Vor jedem Termin macht sich dieses unbehagliche Gefühl breit, teilweise sehr massiv und mit erheblichen Nebenwirkungen. Woher diese Angst kommt, was dagegen hilft und was Sie selbst dagegen tun können, haben wir für Sie zusammengetragen.

Übersicht dieses Artikels

Was ist Zahnarztangst und wie äußert sie sich?

Schon der Gedanke an den Zahnarzt kann Angstpatienten buchstäblich den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Dann beginnt häufig ein Kreislauf, in dem sich die Zahnarztangst verselbständigt und verstärkt. Im Kopf entstehen Szenarien von Zahninstrumenten, vom Geruch der Praxis, von der Ohnmacht auf dem Behandlungsstuhl und vor allem von dem Geräusch des Bohrers. All diese Gedanken beginnen dann, sich auch körperlich zu manifestieren. Schweiß tritt aus, der Puls erhöht sich, die Hände werden kalt und dann ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zu einer ausgewachsenen Panik.

Verstärkt wird das Ganze dann noch von der Scham, als Angstpatient wahrgenommen zu werden. Der Versuch, diese Symptome mit Medikamenten zu lindern, kann sogar zu einer Abhängigkeit führen und am Ende können organische Erkrankungen, Depressionen oder soziale Einsamkeit stehen. Viele Betroffene wollen sich solche Situationen natürlich ersparen und verzichten deshalb gänzlich auf Besuche des Zahnarztes. Sie nehmen dann lieber schleichenden Zahnverfall und dauerhafte Zahnschmerzen in Kauf.

Woher kommt diese Angst?

All diese Anzeichen und deren Folgen gehen auf die Zahnarztangst zurück. Es liegt also auf der Hand, die Ursachen der Angst auszuschalten. Aber welche Ursachen führen zur sogenannten Dentalphobie? Objektive Beweise für die Auslöser gibt es nicht. Es spricht aber sehr viel dafür, dass die Ursachen der Zahnarztangst in der Kindheit und Jugend zu suchen sind. Oft war einer der ersten Besuche beim Zahnarzt derart schmerzhaft oder unangenehm, dass in der Folge ein Trauma beim Betroffenen entstanden ist.

Außerdem geht man heute davon aus, dass auch Erzählungen und Vorstellungen aus dem Familien- und Freundeskreis den ersten Zahnarztbesuch im Vorfeld negativ prägen können. In den meisten Fällen geschieht das völlig unabsichtlich. Die Erlebnisberichte reichen aber aus, um bei Kindern den Grundstein für eine spätere Zahnarztangst zu legen.

Was können Angstpatienten selbst gegen ihre Dentalphobie tun?

Kurz gesagt: eine ganze Menge! Weil die Zahnarztangst im Kopf entsteht, müssen auch dort die Lösungen ansetzen. Gleichzeitig kann Ihnen Ihr persönliches Umfeld aber dabei helfen, den nächsten Termin beim Zahnarzt angstfrei zu absolvieren.

Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört bei jeder Phobie, darüber zu reden. Je nach Stärke der Zahnarztangst kann es schon ausreichen, wenn Sie sich einer nahestehenden Person anvertrauen. Das kann ein enger Verwandter oder auch ein Freund, Nachbar oder Kollege sein. Suchen Sie sich also eine Person, der Sie vertrauen, erzählen Sie von der Angst vor dem Zahnarzt und teilen Sie so Ihre Ängste. Dadurch sind Sie nicht mehr allein. In den meisten Fällen finden Sie durch ein offenes Gespräch bereits Hilfe und Unterstützung – sei es durch Zuspruch, durch weitere Gespräche oder durch eine Begleitung zum nächsten Termin.

Tauschen Sie sich auch mit Leidensgenossen aus, denen es ebenso geht (oder ging) wie Ihnen selbst. Dabei handelt es sich in der Regel zwar um eher fremde Personen, die Ihnen dafür aber sehr viel Verständnis entgegenbringen. Bei zu großer Angst vor einem Outing als Angstpatient kann das auch anonym erfolgen. Im Internet finden sich beispielsweise unzählige Foren, Chats und Webseiten, wo Betroffene ihre Erfahrungen, Maßnahmen und Tipps gegen die Dentalphobie teilen. Sie können dann die für Sie passenden Strategien auswählen und für sich nutzen. Alternativ können Sie auch nach einer Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe Ausschau halten. Auch dort finden Sie Gleichgesinnte, die Ihnen beim Kampf gegen die Zahnarztangst helfen können. Im Idealfall finden Sie dort ebenfalls Menschen, die bereit sind, Sie mit Verständnis und Zuspruch zum Zahnarzt zu begleiten.

Der Kampf gegen die Angst braucht die richtige Strategie

All die Maßnahmen können Ihre Dentalphobie nur Stück für Stück abbauen und nicht immer hilft alles bei jedem Angstpatienten. Deswegen könnten noch einige Behandlungstermine anstehen, bei denen die Angst immer noch Ihr Begleiter ist. Es gibt aber auch ein paar Tricks, mit denen Sie die Zahnarztangst direkt in der Praxis und vom Behandlungsstuhl aus in Schach halten können.

Es beginnt bereits lange vor dem Termin, nämlich mit der Auswahl des richtigen Arztes. In puncto Dentalphobie bedeutet das, eine Praxis zu wählen, in der Ihnen Geduld, Verständnis und Respekt entgegengebracht werden. Ein Praxisteam, das mit Angstpatienten vertraut und darauf eingestellt ist, kann schon viel dazu beitragen, dass sich körperliche Symptome (Blutdruck, Schweiß etc.) gar nicht erst zeigen. Besondere Bedeutung kommt dabei den ausführlichen Gesprächen mit dem Arzt zu. Bevor Ihre Behandlung beginnt, hilft eine detaillierte und ruhige Aufklärung. Der Zahnarzt kann Ihnen den aktuellen Zustand, die theoretischen Maßnahmen und das praktische Vorgehen erläutern. Das reduziert dieses unangenehme Gefühl, dem Arzt vollkommen ausgeliefert zu sein. Nach solchen Gesprächen wissen Sie genau, was wann passiert und warum. Ihr Unterbewusstsein sagt Ihnen, dass Sie weiterhin alles in der Hand haben.

Falls zwischen Ihnen und Ihrem Zahnarzt bereits ein enges Vertrauensverhältnis besteht, kommen während der Behandlung auch medizinische Maßnahmen in Betracht, um die Angst zu lindern. Weit verbreitet ist heute eine Sedierung mit Lachgas, weil sich daraus gleich mehrere Vorteile ergeben. Das Lachgas wird in seiner Intensität individuell auf Sie eingestellt und über eine Atemmaske aufgenommen. Nach wenigen Minuten wirkt das Gas auf das Nervensystem und erreicht bei Angstpatienten ein entspanntes Gefühl. Die Phobie wird deutlich abgeschwächt, der Würgereiz während der Behandlung nimmt ab und die Schmerztoleranz erhöht sich vorübergehend. Weiterhin ändert sich das Zeitgefühl, sodass Sie auch längere Behandlungen als relativ kurz wahrnehmen. Bei alldem behalten Sie als Patient die Oberhand, weil Sie die Dosis des Gases durch die Atmung durch Mund oder Nase selbst bestimmen können. Am Ende der Behandlung steht dann das Einatmen von reinem Sauerstoff für etwa zehn Minuten. Dadurch wird das Lachgas soweit neutralisiert, dass ein selbstständiger Heimweg – auch mit dem Auto – problemlos möglich ist.

Eine weitere medizinische Option ist die Vollnarkose, die vor allem bei größeren Eingriffen und Operationen sehr hilfreich sein kann. Entsprechendes Vertrauen zu Ihrem Arzt vorausgesetzt, werden Sie die Behandlung in Vollnarkose sozusagen „verschlafen“. Auch hier wird die Narkose individuell dosiert und natürlich laufend überwacht. Die Vollnarkose setzt – wie bei jeder anderen Operation – eine ausführliche Anamnese voraus, um mögliche Risikofaktoren abzuklären. Übrigens haben Studien gezeigt, dass Angstpatienten, die regelmäßig unter Vollnarkose behandelt werden, ihre Zahnarztangst im Laufe der Zeit verlieren.

Die Angst mithilfe einer Therapie endgültig besiegen

Bei einer besonders ausgeprägten Dentalphobie ist es oft gar nicht erst möglich, eine Zahnarztpraxis aufzusuchen. Sollte das auch bei Ihnen so sein, ist oft eine Therapie (psychotherapeutische Hilfe) durch Experten die Lösung. Dabei können Sie lernen, ihre Angst zu beherrschen. Das geschieht in mehreren Gesprächen bzw. Sitzungen. Zunächst setzen sich Betroffene mit ihrer Angst auseinander, um mit passendem Verhalten gegensteuern zu können. Die Spirale von Unwohlsein, Angst und Panik wird dabei durchbrochen und die Phobie kann von Ihnen selbst quasi im Keim erstickt werden. Der letzte Schritt einer Therapie sieht vor, sich der Angst ganz bewusst in einer Zahnarztpraxis zu stellen. Dabei können Betroffene durch das Erlernte dann die Erkenntnis gewinnen, dass die Angst vor dem Zahnarzt vollkommen unbegründet ist.