Dank hervorragender Betäubungsmittel ist das Ziehen eines Zahnes heute nicht mehr schmerzhaft. Seine Entfernung dauert meist nur wenige Minuten. Wesentlich länger müssen Patienten warten, bis die Betäubung ihre volle Wirksamkeit erreicht hat. Große Sorgen machen sich viele auch über die Betäubungsspritze. Manch ein Patient entwickelt eine regelrechte Phobie. Welche Situation auch vorliegt, kaum jemand ist über die Ankündigung seines Arztes erfreut, dass ein Zahn nicht mehr zu retten ist. Denn mit der entstandenen Lücke ist in der Regel Zahnersatz verbunden. Auch braucht es eine gewisse Zeit, bis die Wundheilung abgeschlossen ist. Es lohnt sich also, die halbjährliche empfohlene Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen. Ein regelmäßig geführtes Untersuchungsheft wirkt sich außerdem günstig auf anfallende Zahnersatzkosten aus.

Übersicht dieses Artikels

Wann müssen Zähne gezogen werden?

Verschiedene Gründe machen eine Zahnextraktion notwendig. Typische Indikationen sind starke Lockerung der Zähne durch Zahnfleischrückgang infolge von Parodontitis, Zahnfrakturen, Zähne mit fortgeschrittenen Infektionen (zum Beispiel Abszesse) und Weisheitszähne mit erschwertem Zahndurchbruch. Zähne werden auch im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung oder zum Ausgleich einer starken Asymmetrie gezogen. Oft ist die Entfernung stark kariöser Zähne notwendig, wenn weder Kronen noch Brücken darauf halten würden. Unter einer älteren Krone oder Füllung entwickelt sich häufiger Karies. Wird sie zu spät bemerkt und ist zu wenig Substanz für eine neue Füllung vorhanden, droht ebenfalls Zahnverlust. Bei Jugendlichen werden oft alle Weisheitszähne gezogen, weil der Kiefer zu schmal ist, um den Backenzähnen genug Platz zu bieten. Die entstandenen Lücken werden nicht ausgefüllt, denn die große Anzahl Backenzähne im menschlichen Gebiss ist ein Überbleibsel aus der Steinzeit. Infolge veränderter Essgewohnheiten brauchen wir heute längst nicht mehr alle.

Wie läuft eine Zahnextraktion ab?

Wenn zahnerhaltende Maßnahmen nichts mehr bewirken können, muss der Zahn gezogen werden. Dafür wird der Zahn zunächst lokal betäubt, was bei vielen Patienten mehr Angst auslöst als das Ziehen selbst. Eigentlich handelt es sich nur um einen oder zwei kleine Einstiche zur Injektion der Betäubungsflüssigkeit. Nach einer 15-minütigen Einwirkzeit hat die Betäubung ihre optimale Stufe erreicht, so dass der Zahn gezogen werden kann. Hierfür löst der Zahnarzt erst die Wurzelhaut und etwas Zahnfleisch vom Zahn. Im Anschluss wird der betroffene Zahn mit einer Zange gelockert und dann ganz entfernt. Je nachdem, wie fest er im Kiefer sitzt, muss der Arzt relativ viel Kraft aufwenden. Die dabei entstehenden Geräusche nimmt der Patient sehr deutlich wahr. Sie sind zwar nicht schmerzhaft, werden aber manchmal als unangenehm empfunden. Die entstandene Lücke wird mit einem Tampon gefüllt, welcher ein blutstillendes Medikament enthält. Nähen ist nur bei einer sehr großen Wunde erforderlich. Der Patient darf bis zwei Stunden nach der Behandlung nichts essen. Für die schnellere Wundheilung ist es erwünscht, dass er auf den Tampon Druck ausübt. Berufstätige erhalten nach einer Zahnextraktion eine Krankschreibung für einen oder mehrere Tage.

Besondere Situationen bei einer Zahnextraktion

Ein großer Backenzahn ist mit relativ viel Knochenmaterial und Zahnfleisch verbunden, was unter Umständen einen Zahnfleischschnitt erfordert, der später genäht wird. In der Regel schließt sich die Wunde jedoch von selbst und füllt sich von bald wieder mit neuem Gewebe. Nach einem Zahnunfall kann der Arzt die nach dem Ziehen entstandene Lücke mit einer künstlichen Zahnwurzel füllen. Diese wird später von einer Zahnkrone ergänzt. Plant der Patient Zahnersatz, wird die Lücke erst nach komplett abgeschlossener Heilung mit einem Provisorium und danach mit einer Krone oder Brücke versorgt. Bis der erste Abdruck gemacht wird, können mehrere Monate vergehen. Normalerweise reicht bei Extraktionen eine örtliche Betäubung. Auch bei Kindern wird keine Vollnarkose verabreicht, selbst wenn alle Backenzähne auf einmal gezogen werden. Eine Vollnarkose würde die Anwesenheit eines Anästhesisten notwendig machen. Sie ist nur bei Patienten mit extremer Zahnarztangst angezeigt und wird dann von der Krankenkasse übernommen. Trotzdem handelt es sich auch hier nur um eine leichte Dämmerschlafnarkose. Blieben Teile der Zahnwurzel bei der Extraktion im Kiefer zurück, werden diese bei einem zweiten Eingriff mit örtlicher Betäubung entfernt.

Komplikationen nach einer Zahnextraktion vermeiden

Soll ein Backenzahn gezogen werden, hat er in der Regel bereits Probleme und Schmerzen bereitet. Viele Patienten spüren daher Erleichterung, wenn der „Übeltäter“ beseitigt ist. Wurden keine Nerven verletzt, ist die Heilung unproblematisch, denn der Speichel beschleunigt sie. Da jeder Mensch anders auf Schmerzen reagiert, werden auch die Folgen einer Zahnextraktion sehr individuell wahrgenommen. Gegen den Wundschmerz verschreibt der Arzt ein gängiges Schmerzmittel. Sind bereits Entzündungen im Kiefer aufgetreten, ist ein Antibiotikum angezeigt. Bis zum Abklingen der Anästhesie darf der Patient nicht Auto fahren. Nach der Extraktion kommt es immer zu einer Schwellung und manchmal zu Blutergüssen, die sich über die ganze Gesichtshälfte erstrecken können. Die beste Vorbeugung vor größeren Schwellungen ist Kühlen. Bereits in der Praxis bekommen Patienten daher ein Kühlpad, mit dem sie ihr Gesicht so früh wie möglich kühlen sollten. Am Tag der Zahnentfernung dürften sie weder Alkohol trinken noch rauchen. Je länger sie auf die Genussmittel verzichten, desto schneller vollzieht sich die Heilung, denn Tabakrauch und Alkohol beeinflussen den Prozess negativ.