Zahnimplantate sind aus der modernen Zahnmedizin nicht mehr wegzudenken. Bei fehlenden Zähnen übernehmen Implantate die Funktion natürlicher Zahnwurzeln. Sie bilden die Basis, auf der die Zahnkrone verankert ist, und stellen eine dauerhafte Lösung für fehlende Zähne dar. Zahnimplantate stehen in Funktion und Aussehen echten Zähnen kaum in etwas nach. Daher laufen die künstlichen Zahnwurzeln klassischen Brücken und Prothesen immer mehr den Rang ab. Jedes Jahr werden hierzulande über 800.000 Zahnimplantate eingesetzt. Ein Implantat besteht heutzutage meist aus Titan, aber auch spezielle Keramik kommt zum Einsatz. Beide Materialien haben ihre Vor- und Nachteile. Welche das sind und was es sonst noch über Implantate zu wissen gibt, erfahren Sie hier.

Übersicht dieses Artikels

Was ist ein Titanimplantat?

Bei einem Titanimplantat handelt es sich um einen zylinder- oder kegelförmigen Zapfen aus Titan, den der Zahnarzt als Ersatz für eine fehlende Zahnwurzel in den Kieferknochen einsetzt. Meist besitzt der Stift eine geriffelte Oberfläche, die einem Schraubgewinde gleicht. Diese spezielle Oberflächenstruktur erleichtert das feste Einwachsen in den Kieferknochen. Während der Einheilungsphase verbindet sich das Titanimplantat vollständig mit der Knochensubstanz. Nach Ablauf dieser Zeitspanne erhält der Patient eine individuell angefertigte Zahnkrone. Im Inneren des Implantatkörpers befindet sich ein Gewinde. Zum Befestigen der Zahnkrone schraubt der Zahnarzt einen sogenannten Implantatspfosten ein. Er dient als Verbindungsstück, auf dem der Implantologe später die Zahnkrone fixiert.

Wo kommen Titanimplantate zum Einsatz?

Zahnimplantate eignen sich nicht nur für einzelne Zahnlücken. Sie bieten gerade bei mehreren fehlenden Zähnen Vorteile für den Patienten. Implantate erfordern keine zusätzliche Verankerung an Nachbarzähnen wie etwa eine Brücke – das Abschleifen gesunder Zahnsubstanz zur Befestigung von Halteelementen entfällt. Auch ganz zahnlose Patienten profitieren von Implantaten. Die moderne Implantologie bietet die Möglichkeit, festsitzenden Zahnersatz auf nur 4 – 6 Implantaten pro Kiefer zu verankern.

Unter Umständen ist nicht genug Knochensubstanz im Kiefer vorhanden, um die Implantate sicher zu fixieren. Dies ist meist der Fall, wenn Zahnlücken bereits länger bestehen – aber auch, wenn der Patient zahnlos ist und lange Zeit eine herausnehmbare Prothese getragen hat. Fehlen Zähne, wird beim Kauen weniger Druck auf den Kieferknochen ausgeübt und er bildet sich nach und nach zurück. Dann führt der Zahnarzt vor dem Einsetzen der Implantate einen Knochenaufbau durch. Der Aufbau erfolgt mit eigenem Knochenmaterial, das an anderer Stelle entnommen wird. Auch die Verwendung von körperfreundlichem Knochenersatzmaterial ist möglich.

Das Material Titan

Titan ist ein langlebiges und äußerst widerstandsfähiges Edelmetall. Das Material gilt als gewebefreundlich und sehr gut verträglich und gehört zu den am besten tolerierten Werkstoffen für Implantate. Nicht umsonst findet Titan auch seit Langem bei Herzschrittmachern und Gelenkprothesen wie künstlichen Hüftgelenken Verwendung. Titanimplantate sind entweder aus Titanlegierungen oder reinem Titan hergestellt. Rund 95 Prozent aller Patienten zeigen keinerlei Unverträglichkeiten. Trotzdem gibt es Patienten, deren Organismus das Material schlecht toleriert. Dies liegt vor allem daran, dass selbst reines Titan mitunter winzige Spuren von Zinn oder Nickel enthält.

Titanimplantate stehen in direktem Kontakt mit dem Kieferknochen und gehen eine molekulare Verbindung mit der Knochensubstanz ein. Enthält das Titan Verunreinigungen mit diesen Metallen, gehen Metallmoleküle in den Knochen über und gelangen so in den Organismus. Diesen Vorgang bezeichnet man als Diffusion. Besonders sehr empfindliche Menschen, die zu Allergien neigen, leiden bisweilen an Titanunverträglichkeit. Ähnlich wie bei Amalgam sind die Symptome eher unspezifisch und daher schwer direkt mit einer Unverträglichkeit in Zusammenhang zu bringen. Sie können sich in Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit oder Magen-Darm-Beschwerden äußern, aber auch Muskelzucken in den Beinen verursachen.

Was tun bei Titanunverträglichkeit?

Für Patienten, die sensibel auf Titan reagieren, sind Implantate aus Zirkonoxid – einer speziellen Keramik – eine gute Alternative. Ebenso geeignet sind Titanimplantate mit einer fest versiegelten Keramikoberfläche. Sie verhindert, dass Metallpartikel in den Knochen übergehen. Manche Zahnärzte bieten im Vorfeld einen Titanstimulationstest an, der Aufschluss über eine eventuelle Titanunverträglichkeit gibt. Er ist allerdings nicht ganz billig und kann mehrere Hundert Euro kosten.

Wie werden Titanimplantate eingesetzt?

Der Zahnarzt bedient sich modernster Technologie, um Titanimplantate einzusetzen. Vor dem Eingriff erstellt der Zahnarzt eine digitale Röntgenaufnahme des Kiefers. Eine spezielle 3-D-Software legt millimetergenau die Position jedes Implantats fest. Das Einsetzen erfolgt computergestützt mit einer zuvor angefertigten Bohrschablone. Zum Einsetzen öffnet der Zahnarzt das Zahnfleisch und präpariert mit dem Bohrer eine Öffnung im Kiefer, die dann das Titanimplantat aufnimmt. Je nach Beschaffenheit des Kieferknochens dauert es 3 – 6 Monate, bis das Implantat fest mit der Knochensubstanz verwachsen ist. In der Regel erhält der Patient ein Provisorium, das der Zahnarzt nach dem Einheilen des Implantats durch die endgültige Zahnkrone ersetzt.

Die Behandlung erfolgt mit lokaler Betäubung oder im Dämmerschlaf (Analgosedierung – gleichzeitige Schmerzausschaltung und Beruhigung). Manche Ärzte bieten auf Wunsch auch eine Behandlung unter Vollnarkose an.

Vor- und Nachteile von Titanimplantaten

Vorteile:

  • In der Regel wachsen Titanimplantate schneller als Keramikimplantate in den Kiefer ein – die Wartezeit für den Patienten ist kürzer.
  • Ein Implantat überträgt die Kaukraft auf den Kieferknochen wie ein echter Zahn. Damit trägt es zum langfristigen Erhalt der Knochensubstanz bei.
  • Titanimplantate haben aufgrund des sehr harten Materials eine hohe Bruchfestigkeit und sind äußerst langlebig.
  • Titanimplantate sind preisgünstiger als Keramikimplantate.

Nachteile:

  • Im Gegensatz zu Keramikimplantaten aus Zirkonoxid löst das Material Titan bei einem geringen Prozentsatz der Bevölkerung unerwünschte Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten aus.
  • Geht das Zahnfleisch mit den Jahren zurück, kann sich ein grauer Rand am Übergang zum Implantat zeigen. Hier schneiden Keramikimplantate besser ab.

Wie teuer sind Titanimplantate und übernehmen Krankenkassen die Kosten?

Die entstehenden Kosten setzen sich aus verschiedenen individuellen Faktoren zusammen und können erheblich variieren. Hier spielen vor allem Art und Anzahl der Implantate, aber auch die Lage im Kiefer eine Rolle. Implantate im Frontzahnbereich sind etwas teurer als im Seitenzahnbereich. Hinzu kommt das gewählte Material für die Zahnkrone – sie kann aus Metall-Keramik oder Vollkeramik bestehen. Auch die Anzahl der nötigen Behandlungstermine und Nachuntersuchungen ist nicht bei jedem Patienten gleich. Dadurch ergibt sich eine Preisspanne von 1.500 – 3.000 Euro pro Implantat. Implantologen erstellen vor Beginn der Behandlung einen Behandlungs- und Heilplan, der Aufschluss über die genauen Kosten gibt. Viele Zahnärzte bieten inzwischen Finanzierungsmöglichkeiten mit bequemer Ratenzahlung an. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen einen stets gleichen Festzuschuss, der unabhängig von der Art des Zahnersatzes ist. Je nach Bonussituation erstattet die Kasse zwischen 319 und 415 Euro pro Implantat.