Fehlstellungen der Zähne und des Kiefers sind keine Einzelfälle, sondern ein ernstzunehmendes Problem. Sie bringen optische Beeinträchtigungen mit sich und begünstigen zudem häufig Zahnfleischentzündungen (Parodontitis) sowie Karies. Auch Entzündungen der Schleimhaut sind durch eine Fehlstellung möglich. Zudem können Zahn- und Kieferfehlstellungen das Beißen, Kauen und sogar das Sprechen beeinträchtigen.

Die folgenden Abschnitte gehen auf die häufigsten Ursachen, Arten und Behandlungs-möglichkeiten von Zahn- und Kieferfehlstellungen ein.

Übersicht dieses Artikels

Die wichtigsten Ursachen einer Zahnfehlstellung

Fehlstellungen der Zähne und des Kiefers sind entweder angeboren oder erworben. Mitunter tritt auch eine Kombination aus erworbenen und angeborenen Ursachen auf. Zu den häufigsten angeborenen Fehlstellungen zählen verlagerte, überzählige oder unterzählige Zähne. Auch zu kleine oder zu große Zähne sowie ein zu kleiner oder zu großer Kiefer können Probleme bereiten.

Häufig werden Zahnfehlstellungen durch verschiedene Ursachen erworben: Daumenlutschen und Nuckeln an Schnuller und Flasche sind häufig die Ursache für einen sogenannten „offenen Biss“, bei dem die untere und obere Zahnreihe nicht lückenlos aufeinander stehen. Weitere Faktoren sind das Saugen oder Beißen an den Lippen. Auch wenn etwa beim Schlucken die Zunge zwischen den Zahnreihen eingelegt wird sowie bei weiteren Fehlfunktionen der Zunge kann es zu Fehlstellungen der Zähne kommen. Ein weiterer Risikofaktor ist ein frühzeitiger Verlust der Milchzähne. Wandern die benachbarten Milchzähne in die so entstandene Lücke, nehmen sie den zweiten Zähnen den notwendigen Platz weg.

Auf diese Symptome sollten Sie achten!

Es gibt eine Reihe von Anzeichen, die auf Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers hinweisen:

• Ein sichtbarer Fehlstand wie z.B. vorstehende Schneidezähne

• Ein schmerzendes Kiefergelenk

• Kauprobleme

• Zähne, die z.B. aufgrund eines Engstands schief wachsen

• Kopfschmerzen und Schnarchen

• Lispeln oder andere Sprachfehler

Der Kieferorthopäde oder Zahnarzt erkennt frühe Anzeichen oft schon beim ersten Blick in den Mund des Patienten. Warnhinweise für den Zahnarzt sind Zahnfehlstellungen, ein zu früher oder sehr später Zahndurchbruch oder auffällige Kieferfehlstellungen. Um das Ausmaß des Problems festzustellen, ist eine genauere Diagnose durch spezielle Untersuchungen und Vermessungen nötig. Ein gutes Bild der Fehlstellungen erlauben etwa Abdrücke des Unter- und Oberkiefers und die Erstellung eines Gebissmodells. Ein Panoramaröntgen zeigt, ob es verlagerte Zahnkeime gibt. Das sind noch nicht vollständig entwickelte und noch nicht durchgebrochene Zähne. Es zeigt zudem, ob alle Zähne richtig angelegt sind bzw. richtig stehen.

Weitere Aufschlüsse gibt ein Fernröntgenbild des Schädels, das den kompletten Gesichtsschädel von der Seite zeigt. So lassen sich Form, Größe sowie Wachstumsrichtung der Kiefer bestimmen. Es zeigt zudem, in welcher Position sich das Kinn befindet und ob die Schneidezähne richtig zueinander stehen.

Die häufigsten Zahn- und Kieferfehlstellungen

  • Bei einem Überbiss, einer sogenannten Prognathie, ragen die oberen Schneidezähne deutlich über die Unterkiefer-Zähne. Mögliche Ursachen dafür, dass die Zähne sozusagen nach vorne kippen, sind ein unterentwickelter Unterkiefer oder ein übermäßig entwickelter Oberkiefer.
  • Bei der Progenie, dem umgekehrten Überbiss, ist der Unterkiefer stärker als der Oberkiefer entwickelt. Er ragt dadurch weiter nach vorne. Äußerlich kann sich das in einem vorstehenden Kinn zeigen.
  • Beim Zahnengstand finden die neu nachkommenden Zähne zu wenig Platz im Kieferbogen, weil der Kiefer zu klein oder die Zähne zu groß sind. Dadurch entwickeln sie sich versetzt und etwas verdreht. Ein Engstand kann auch dann entstehen, wenn die Milchzähne sehr früh ausfallen etwa durch eine mangelhafte Zahnpflege im Kleinkindalter. Auch im Erwachsenenalter können sich durch natürliche Umbauvorgänge im Bereich des Unterkiefers Engstände entwickeln.
  • Bei einem offenen Biss sieht man ein Auseinanderklaffen der Zähne bei geschlossenen Zahnreihen. Zwischen den Oberkiefer- und den Unterkieferzähnen zeigt sich eine deutliche Lücke, die oft kreisförmig ist. Der offene Biss kann bei den Seiten- oder Frontzähnen auftreten.
  • Beim Tiefbiss bedecken die oberen Frontzähne beim Zusammenbeißen ihr Gegenüber im Unterkiefer. Das ist zwar auch bei einer normalen Zahnstellung der Fall, doch hier verdecken die oberen die unteren Zähne nur zu rund einem Drittel. Beim Tiefbiss ist das weit ausgeprägter und kann so weit gehen, dass die unteren Frontzähne sogar in den Gaumen beißen.
  • Ragen die Zähne des Unterkiefers teilweise seitlich über die Oberkieferzähne hinaus, spricht man von einem Kreuzbiss. Das führt zu einem schiefen Biss, beeinträchtigt meist aber nicht grundsätzlich die Kaufunktion.
  • Klafft zwischen den Vorderzähnen eine sichtbare Zahnlücke, die nicht aus einem Zahnverlust resultiert, spricht man von einem Diastema. Mögliche Ursachen sind ein angeborenes, zu tief angesetztes Lippenbändchen, das ist die Verbindung von Zahnfleisch und Lippen.
  • Auch verlagerte Zähne sind Ursachen für Fehlstellungen. Das sind Weisheits- oder Eckzähne, die nicht am richtigen Ort oder gar nicht durchbrechen. Als sogenannte retinierte Zähne können sie vollständig im Kieferknochen verbleiben.

Wann eine Behandlung nötig und sinnvoll ist

Je früher Zahn- und Kieferfehlstellungen erkannt werden, desto besser lassen sie sich behandeln. Doch nicht jede Fehlstellung muss vom Kieferorthopäden oder Zahnarzt therapiert werden. Ein Eingriff ist nur dann notwendig, wenn die Fehlstellung deutlich und die Prognose schlecht ist: Wenn also zu erwarten ist, dass künftig die Zahngesundheit, die Kaufunktion und auch die Ästhetik zunehmend unter der Fehlstellung leiden werden. Behandeln lässt sich die Kieferfehlstellung etwa mit einer Zahnspange, die die Fehlstellung des Kiefers begradigt. Kieferfehlstellungen lassen sich auch operativ beheben, was meist aber nur bei erwachsenen Patienten mit schweren Fehlstellungen eine Option ist.

Kleine, optisch störende Zahnlücken oder geringfügige Zahnfehlstellungen lassen sich zudem mit Veneers korrigieren. Dabei handelt es sich um hauchdünne Keramikschalen, die vom Zahnarzt als langfristige Lösung auf die Zähne geklebt werden. Zuvor muss der Zahn meist abgeschliffen werden, was dem natürlichen Zahnschmelz zusetzt.