Bruxismus, also nächtliches Zähneknirschen oder das Aufeinanderpressen der Zähne, hat sich zu einer wahren Volkskrankheit entwickelt. Was harmlos klingt, kann mitunter schwerwiegende Folgen haben, denn die Kaumuskulatur wird beim Knirschen und Pressen ebenso in Mitleidenschaft gezogen wie das Kiefergelenk. Die Folge des Knirschens sind Zahnschäden - mit gesundheitlichen und auch oft kosmetischen Nachteilen für Betroffene. Wo die Ursachen für Bruxismus liegen, wie der Arzt die Erkrankung diagnostiziert und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erfahren Sie hier.

Übersicht dieses Artikels

Was ist Bruxismus?

Wer unter Bruxismus leidet, knirscht unbewusst mit den Zähnen oder presst Ober- und Unterkiefer mit großer Kraft aufeinander – vor allem nachts im Schlaf, also unbewusst. Tagsüber tritt dieses Phänomen eher selten auf, weshalb Bruxismus auch als Schlafstörung angesehen wird. Mediziner bezeichnen das Knirschen und Pressen als Parafunktion, das heißt als Aktivität, die keinem konkreten Nutzen dient. Auch das Kauen auf Bleistiften und Fingernägeln sowie das Beißen in die Wange oder auf die Lippen gelten als Parafunktion – allerdings wirken diese sich in der Regel nicht schwerwiegend auf Mund und Zähne aus. Die meisten Betroffenen knirschen in den sogenannten Traumphasen – auch als REM-Phasen bezeichnet (für „Rapid Eye Movement“, also das schnelle Bewegen der Augen im Schlaf).

Im Idealfall haben die Zähne des Ober- und Unterkiefers nur beim Kauen Kontakt zueinander – etwa 30 Minuten pro Tag. Ansonsten befindet sich der Kiefer in der sogenannten Schwebehaltung, in der die Kaumuskeln vollkommen entspannt sind. Patienten mit Bruxismus pressen die Zähne hingegen durchschnittlich zwei Stunden gegeneinander, und das mit immenser Kraft. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann also auf Dauer die Zahnsubstanz Schaden nehmen.

Typische Symptome bei Bruxismus

Typische Symptome bei Bruxismus

Werden Betroffene nicht durch den Lebenspartner oder Angehörige auf das oftmals lautstarke Knirschen aufmerksam gemacht, bleibt Bruxismus häufig über viele Jahre unerkannt. Es gibt jedoch zahlreiche Symptome, die einen Hinweis auf Bruxismus geben können, so etwa:

  • Muskelverspannungen im Kieferbereich
  • Schmerzen im Kiefergelenk
  • Müdigkeit/Antriebslosigkeit
  • unerklärliche Zahnschmerzen
  • Gesichtsschmerzen
  • schmerzende Schläfen
  • eine verspannte Nackenmuskulatur
  • unerklärliche Ohrenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)

Der Zahnarzt erkennt Bruxismus an den typischen Abschleifspuren an der Zahnoberfläche – je nach Art auch als Abrasionen oder Schlifffacetten bezeichnet. Ist der Bruxismus stark ausgeprägt, leidet der Patient meist zusätzlich unter schmerzempfindlichen Zähnen. In sehr schweren Fällen können sich die Zähne sogar lockern.

Ein weiteres typisches Symptom, das auf Bruxismus hindeutet, ist das Knacken des Kiefergelenks, beispielsweise beim Kauen. In diesem Fall verrutscht die Gelenkscheibe des Kiefergelenks (Discus articularis), was eine natürliche Kieferbewegung und auch das vollständige Öffnen des Mundes verhindert.

Liegt der Bruxismus bereits länger vor und presst der Betroffene die Zähne Nacht für Nacht mit hohem Druck aufeinander, kann es auch zu entzündlichen Prozessen in den Gelenkkapseln oder zu Beeinträchtigungen der Bänder des Kiefergelenks kommen.

Welche Therapieformen gibt es?

Die Ursachen des Bruxismus lassen sich in den meisten Fällen nicht beheben. Stattdessen liegt der Fokus der Behandlung auf einer Linderung der Beschwerden und auf der Vermeidung von Folgeschäden.

Die sogenannte Schienentherapie kommt bei Bruxismus am häufigsten zum Einsatz. Dabei erhält der Patient eine speziell für seinen Kiefer angefertigte Kunststoffschiene, auch Knirscherschiene oder Aufbissschiene genannt. Die Schiene ist transparent und wird nachts getragen – in einigen Fällen ist es jedoch sinnvoll, die Aufbissschiene auch tagsüber so häufig wie möglich einzusetzen, um das Kiefergelenk zu entlasten. Die Kosten für eine Knirscherschiene werden von der Krankenkasse übernommen.

Darüber hinaus können die Beschwerden durch Physiotherapie, das heißt durch spezielle Entspannungsübungen und Massagen im Kieferbereich, deutlich gelindert werden. Auch Wärmebehandlungen sind sehr wohltuend, beispielsweise mithilfe erwärmter Kirschkernkissen oder auch mittels einer Infrarotlampe.

Wodurch wird Bruxismus verursacht?

Wie bereits erwähnt, ist Bruxismus ein weit verbreitetes Problem, das in jedem Alter auftreten kann. Kinder sind jedoch viel seltener betroffen als Erwachsene. Das Knirschen ist häufig ein Zeichen für psychische Anspannung sowie für Stress, der tagsüber nicht richtig verarbeitet wurde. Des Weiteren kommen folgende Ursachen infrage:

Auch eine funktionelle Störung des Kiefergelenks ist häufig für die Entstehung von Bruxismus verantwortlich. In diesem Fall spricht der Mediziner von CMD (kurz für: Craniomandibuläre Dysfunktion).

Wer viel Kaffee trinkt, sollte den Konsum probeweise für einige Wochen einschränken, denn Koffein nimmt großen Einfluss auf die Schlafphasen und kann daher ebenfalls Zähneknirschen auslösen. Gleiches gilt im Übrigen für Alkohol.

Welche Selbsthilfemaßnahmen sind bei Bruxismus sinnvoll?

Wenn Sie immer wieder mit den Zähnen knirschen oder die Zähne aufeinander pressen, sollten Sie zunächst versuchen, Stress zu reduzieren oder diesen effektiver zu verarbeiten. Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson sind dazu besonders gut geeignet. Auch Sport kann helfen, innere Spannungen abzubauen, sodass diese nachts nicht mehr „weggeknirscht“ werden müssen.

Tagsüber ist es ratsam, den Kiefer so oft wie möglich bewusst zu entspannen, um das Kiefergelenk zu entlasten und Muskelverhärtungen zu vermeiden.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Bruxismus und künstlichem Zahnersatz?

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Bruxismus und künstlichem Zahnersatz?

Tatsächlich kann Bruxismus durch schlecht angepasste Prothesen oder schlecht sitzende Füllungen ausgelöst oder verstärkt werden. Denn: Sitzt eine Brücke, Zahnkrone oder Füllung nicht korrekt, reagiert der Kiefer nachts auf den Fremdkörper – und zwar durch Knirschen oder Pressen. Bei Verdacht auf Bruxismus ist ein Besuch beim Zahnarzt also unbedingt empfehlenswert. Der Arzt wird auch vorhandenen Zahnersatz auf den richtigen Sitz überprüfen und eventuell Verbesserungen vorschlagen.

Fazit

Wer nachts mit den Zähnen knirscht, fühlt sich tagsüber oftmals antriebslos und leidet unter Schmerzen und Verspannungen im Kieferbereich. Daher gilt: Je früher ein Experte aufgesucht wird, umso besser. Bruxismus lässt sich mithilfe geeigneter Schienen und Entspannungstechniken gut behandeln, sodass die Betroffenen anschließend von einer verbesserten Lebensqualität profitieren.