Gingivitis nennt man in der Zahnheilkunde die akute oder chronische Zahnfleischentzündung. Bei der akuten Entzündung ist nicht das gesamte Zahnfleisch (Gingiva), sondern nur sein oberer Teil (Zahnfleischrand oder Saum) betroffen.

Übersicht dieses Artikels

Was ist eine Gingivitis?

Eine unbehandelte oder unzureichend therapierte akute Zahnfleischentzündung geht in eine chronische über, die weitreichende Folgen für das gesamte Gebiss des Patienten hat. Außerdem kann sie eine Entzündung der Mundschleimhaut verursachen (Gingivostomatitis).

Die Zahnfleischentzündung kommt durch verschiedene Arten von Krankheitserregern zustande (Mischinfektion) und gehört zu den am häufigsten vorkommenden Infektionen des Mund-Rachenraums: Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass 4 von 5 Erwachsenen an einer chronischen oder akuten Gingivitis leiden.

Um zu verhindern, dass es überhaupt zu der Erkrankung kommt, sollte der Patient seine Zähne mindestens zweimal täglich gründlich putzen. Außerdem empfiehlt es sich, einmal pro Jahr bei einem Zahnarzt eine professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen zu lassen. Er säubert sogar die Bereiche, die für Zahnbürsten schwer erreichbar sind.

Patienten, die an einer Gingivitis leiden, sollten grundsätzlich nur Zahnbürsten mit weichen, vorn abgerundeten Borsten verwenden. Sie eignen sich außerdem gut zur Vorbeugung der Zahnfleischerkrankung, wenn man dazu neigt, beim Zähneputzen etwas mehr Kraft anzuwenden.

Interdental-Zahnbürsten und Zahnseide helfen, Speisereste und Zahnbelag aus den Zahnzwischenräumen zu entfernen und beugen damit ebenfalls Zahnfleischentzündungen vor.

Ursachen der Gingivitis

Die Gingivitis kommt vor allem durch eine bakterielle Mischinfektion mit verschiedenen Erregern zustande. Allerdings kommen auch Pilze und Viren als Auslöser der Erkrankung infrage. Die Mundhöhle ist mit mehr als 500 verschiedenen Bakterien-Arten eine der Regionen des menschlichen Körpers, die von den meisten Krankheitserregern besiedelt ist.

Unzureichende Mundhygiene durch zu seltenes oder nur oberflächliches Zähneputzen sorgt für eine rasche Vermehrung der mikrobiellen Mundflora. Die Bakterien setzen Giftstoffe, aggressive Stoffwechsel-Abbauprodukte und Säuren frei, die das Zahnfleisch angreifen können. Unter bestimmten Umständen kommt es dann zu einer Zahnfleischentzündung.

Nur eine gründliche Reinigung der Zähne hilft, die schädlichen bakteriellen Plaques zu beseitigen: Nicht einmal das menschliche Immunsystem ist derart wirksam.

Außerdem kann die Gingivitis durch Zahnfleisch-Verletzungen entstehen. Das kann schon dadurch geschehen, dass sich der Betroffene seine Zähne zu stark schrubbt: Die im Zahnbelag enthaltenen Erreger und Giftstoffe dringen in das Zahnfleisch ein und führen dort zu einer Entzündung.

Auch eine Zahnfleisch-Reizung durch bestimmte Zahnpflegemittel kann Ursache der Zahnfleischerkrankung sein. Weitere Ursachen sind außerdem noch Erkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und bestimmte Stoffwechselkrankheiten.

Andere mögliche Auslöser der Gingivitis sind:

  • ein zu hoher Alkoholkonsum
  • zu viel Nikotin
  • Stress
  • Veränderungen des Hormonspiegels (Pubertät, Schwangerschaft)
  • Vitamin C-Mangel
  • eine Schwermetall-Vergiftung
  • bestimmte Medikamente (Anti-Epileptika wie Hydantoin, blutdrucksenkende Mittel)

Ob es trotz Vorhandenseins bakterieller Zahnbeläge zu einer Zahnfleischentzündung kommt, entscheidet letztlich das Immunsystem: Patienten mit einem geschwächten Immunsystem oder solche, die Immunsuppressiva (Medikamente, die krankhafte Reaktionen des Abwehrsystems unterdrücken) einnehmen müssen, haben ein erhöhtes Risiko, an einer Gingivitis zu erkranken.

Dasselbe gilt für Menschen, die sich ungesund ernähren, bevorzugt durch den Mund atmen oder einen geringen Speichelfluss haben.

Symptome und Verlauf der Zahnfleischentzündung

Bei der akuten Gingivitis hat der Patient einen entzündeten, geröteten und geschwollenen Zahnfleischrand. Er ist weicher als gewöhnlich und neigt zu Blutungen. Außerdem hat der Betroffene starken Mundgeruch.

Bei der chronischen Zahnfleischentzündung sind die Bakterien bereits vom Zahnfleischsaum zum Kiefer vorgedrungen und schädigen dort den gesamten Zahnhalteapparat. Das Zahnfleisch hat sich zurückgebildet, sodass Zahnhälse und Zahnwurzeln frei liegen. Der Patient hat starke Schmerzen und intensiven Mundgeruch.

Die Bakterien vermehren sich im Kiefer weiter und sorgen letztlich dafür, dass sich die Zähne lockern und ausfallen. In diesem Fall spricht die Zahnmedizin von einer Parodontitis.

In selteneren Fällen ist sogar das Zahnfleisch zwischen den Zähnen infiziert. Dann handelt es sich um eine akute nekrotisierende ulzeröse Gingivitis (ANUG). Sie führt dazu, dass das Gewebe der Zahnzwischenräume geschwürig wird und sich schließlich zersetzt.

Die akute nekrotisierende Form der Zahnfleischentzündung zeigt sich mit folgenden Symptomen:

  • Schmerzen
  • plötzlich auftretendem hohem Fieber
  • Mattigkeit
  • Mundgeruch

Personen, die derartige Symptome bei sich feststellen, sollten sich schnellstmöglich in zahnmedizinische Behandlung begeben, um einer Verschlimmerung der Zahnfleischerkrankung vorzubeugen.

Wie wird eine Gingivitis diagnostiziert?

Die Zahnfleischentzündung ist schon mit bloßem Auge zu erkennen. Der Facharzt für Zahnmedizin überprüft mithilfe einer speziellen Sonde die Festigkeit des Zahnfleischs und schaut nach, ob es bereits Zahnfleischtaschen gebildet hat. Darunter versteht man taschenartig vergrößerte Spalte zwischen Zahnfleisch-Rand und Zahn.

Dieser Spalt ist bei gesundem Zahnfleisch nicht tiefer als maximal 2 Millimeter. In diesen Zahnfleischtaschen siedeln sich die bakteriellen Erreger besonders gern an und füllen die Hohlräume mit Eiter. Zahnfleisch-Taschen sind ein Hinweis darauf, dass der Patient bereits an einer Parodontitis leidet.

Ist die Gingivitis bereits stark fortgeschritten, löst schon die vorsichtige Berührung des Zahnfleischs mit der Sonde Zahnfleischbluten und Schmerzen aus: Sogar der Zahnhalteapparat ist von der Entzündung betroffen. Um seine Verdachtsdiagnose zu überprüfen, fertigt der Zahnmediziner dann ein Röntgenbild vom Kiefer des Patienten an.

Eine Speichel-Untersuchung dient der Bestimmung der Mundflora des Betroffenen. Das Labor analysiert sämtliche Erreger und markiert die besonders aggressiven Keime auf dem Testergebnis-Bogen gesondert. So erhält der Zahnarzt wertvolle Hinweise darauf, welche Medikamente er zur Behandlung der Gingivitis oder Parodontitis verabreichen sollte.

Außerdem gibt ihm der Speicheltest Informationen darüber, ob seine Speichel-Fließrate zur Entstehung der Gingivitis beitrug oder nicht.

Wie behandelt man eine Zahnfleischentzündung?

Zuerst entfernt der Zahnarzt mithilfe einer professionellen Zahnreinigung sämtliche Zahnbeläge - auch die, die sich in den Zahnzwischenräumen befinden. Er entfernt die in den Zahnfleischtaschen sitzenden Beläge, saugt die Erreger und den Eiter ab und desinfiziert die Hohlräume dann gründlich.

Anschließend poliert er die Zahnoberflächen. Dann versiegelt der Zahnmediziner die Zähne mit fluoridhaltigem Lack. So können sich die Krankheitserreger darauf nicht mehr festsetzen.

Eine akute Gingivitis kann der Patient in den ersten Tagen auch selbst behandeln. Dazu reichen oft eine verbesserte Mundhygiene und einige bewährte alte Hausmittel aus. Der Patient kann die entzündungshemmenden und anti-bakteriell wirkenden natürlichen Mittel bei sich zuhause anwenden. Dazu gehören beispielsweise Tees aus Kamillenblüten oder ein Glas Wasser mit Apfelessig zum Mund-Spülen.

Stellt er jedoch nach einigen Tagen immer noch keine Besserung fest, sollte er schnellstmöglich die Hilfe eines Zahnarztes in Anspruch nehmen.