Wenn mehrere Zähne im Oberkiefer verloren gehen, ist Zahnersatz mit Implantaten eine komfortable Alternative zur Zahnprothese. Doch gerade bei älteren Menschen reicht die vorhandene Knochensubstanz dafür oft nicht aus. Dann bleibt nur ein langwieriger Knochenaufbau, der für die nötige Stabilität sorgt. Anders Zygoma-Implantate – sie machen einen vorherigen Knochenaufbau überflüssig. Die besonders langen Implantate werden nämlich fest im Jochbein verankert. Hier erfahren Sie, welche Möglichkeiten innovative Zygoma-Implantate bieten und was es mit den Spezialimplantaten auf sich hat.

Übersicht dieses Artikels

Fortschreitender Knochenabbau im Alter

Bei nur wenigen Menschen bleibt die natürliche Zahnsubstanz bis ins hohe Alter erhalten. Die große Mehrheit ist von altersbedingtem Zahnverlust betroffen. Nicht selten verbleiben nur wenige Zähne – mitunter ist der Kiefer ganz zahnlos. Immerhin sind hierzulande 22 Prozent der Menschen zwischen 65 und 75 zahnlos. Das ist nicht nur ein ästhetisches und funktionelles Problem – der Verlust der Zähne zieht auch einen progressiven Abbau der Knochensubstanz nach sich. Diesen Knochenabbau kann auch keine Prothese aufhalten, denn sie übt nicht genug Druck auf den Kiefer aus. Es beginnt ein Teufelskreis: Je weniger Druck auf die Kiefer ausgeübt wird, desto mehr Knochensubstanz und damit Stabilität geht verloren. Eine Versorgung mit Implantaten ist dann nur noch mit aufwendigem Knochenaufbau (Augmentation) realisierbar. Doch ein Knochenaufbau ist nicht immer möglich und auch nicht immer gewünscht.

Die Lösung: das Zygoma-Implantat

Die besonders langen Zygoma-Implantate bieten für dieses Problem eine Lösung. Sie sind bei geringer Knochendichte eine vielversprechende Alternative zu Vollprothese und vorherigem Knochenaufbau. Deshalb eignen sich die speziellen Implantate besonders gut für ältere Menschen, die nur noch wenige Zähne haben oder einen zahnlosen Oberkiefer besitzen. Auch langjährige Prothesenträger, bei denen der Knochenschwund weit fortgeschritten ist, kommen für eine Behandlung mit Zygoma-Implantaten infrage.

Was unterscheidet Zygoma-Implantate von herkömmlichen Implantaten?

Die speziell für den Oberkiefer entwickelten Zygoma-Implantate sind nach dem Jochbein (lateinisch: Os zygomaticum) benannt – das ist eine bogenförmige Knochenstruktur an der Wange. Zygoma-Implantate werden in den Oberkiefer eingebracht und fest in den seitlichen Jochbeinen verankert. Die Jochbeine besitzen auch im Alter eine sehr dichte Knochenstruktur und versprechen besonders gute Stabilität. Da Zygoma-Implantate bis zum Jochbein reichen, sind sie wesentlich länger als herkömmliche Implantate. Die speziellen Titanimplantate messen je nach Erfordernis 3 – 5,5 cm. Zum Vergleich: Gängige Implantate sind gerade mal 0,7 – 1,8 cm lang. Eine weitere Besonderheit: Zwei der Implantate werden nicht wie üblich senkrecht, sondern in einem schrägen Winkel von 45 ° im Jochbein befestigt.

Verfahren für das Einsetzen von Zygoma-Implantaten

Geeigneter Ansprechpartner für die Versorgung mit Zygoma-Implantaten ist ein Implantologe mit hoher Fachkompetenz, der viel Erfahrung im Umgang mit diesen speziellen Zahnimplantaten mitbringt. Das Einsetzen von Zygoma-Implantaten erfordert höchste Präzision und wird heute vorwiegend mithilfe computergesteuerter Hightech-Geräte durchgeführt. Grundlage ist ein umfassendes Behandlungskonzept, bei dem von der digitalen Planung über den computergestützten Eingriff bis hin zur Nachsorge alles perfekt ineinandergreift.

Im Regelfall sind mindestens vier Implantate im Oberkiefer erforderlich, um Zahnersatz darauf zu befestigen. Deshalb sprechen Zahnmediziner in diesem Zusammenhang auch vom All-on-four Verfahren. Dabei werden zwei Zygoma-Implantate mit zwei herkömmlichen Implantaten kombiniert. Wie viele Implantate letztlich erforderlich sind, um stabilen Zahnersatz zu gewährleisten, ist individuell unterschiedlich und wird durch entsprechende Diagnostik ermittelt.

Die Behandlung mit Zygoma-Implantaten erlaubt zwei verschiedene Konzepte. Es ist sowohl festsitzender als auch herausnehmbarer Zahnersatz möglich. Fester Zahnersatz findet auf einer mit den Implantaten verschraubten Brücke Platz. Der herausnehmbare Zahnersatz sitzt auf einem Steg, der alle Implantate miteinander verbindet.

Das geschieht bei der Behandlung

Eine Behandlung mit Zygoma-Implantaten erfordert in der Regel eine Vollnarkose. Vor der eigentlichen OP sind verschiedene vorbereitende Maßnahmen erforderlich, die vollkommen schmerzfrei sind.

Im ersten Schritt fertigt der Implantologe mit digitaler Volumentomografie (DVT) eine 3-D-Röntgenaufnahme an. Sie gibt Aufschluss über die Knochendichte des Oberkiefers und damit die ideale Positionierung der Implantate. Anhand einer speziellen Software führt der Zahnarzt am Computer eine virtuelle Implantation durch, bei der die Platzierung der einzelnen Implantate millimetergenau planbar ist. Auf Grundlage der erhobenen digitalen Daten fertigt der Implantologe eine 3-D-Schablone an, die er beim Eingriff auf den Oberkiefer aufsetzt. Sie dient als Führungsschiene zum Bohren der Öffnungen und sorgt dafür, dass die Zygoma-Implantate in der richtigen Position und im exakt festgelegten Winkel in den Oberkiefer eingebracht werden.

Mithilfe hochmoderner Computertechnologie ist es möglich, schon vor dem Eingriff ein passgenaues Provisorium herzustellen. Der Implantologe setzt dieses Provisorium meist direkt nach der Implantation ein. Es überbrückt die Wartezeit, bis die Implantate fest in den Kiefer eingewachsen sind. Das Provisorium ist sofort belastbar und lässt normales Kauen und Beißen zu. Die Einheilungszeit beträgt etwa 3 Monate.

Mit welchen Risiken sind Zygoma-Implantate verbunden?

Sie unterscheiden sich nur wenig von Risiken, die herkömmliche Implantate mit sich bringen. Allerdings gilt es hier noch das Narkoserisiko zu bedenken. Außerdem kommt bei Zygoma-Implantaten hinzu, dass sie aufgrund ihrer ungewöhnlichen Platzierung nahe an einigen Gesichtsnerven verlaufen. Wird der Eingriff von einem erfahrenen Implantologen mit hochpräziser Computertechnik durchgeführt, ist das Risiko für eine Schädigung der Nervenstränge gering.

Wie hoch sind die Kosten?

Je nach Art der prothetischen Versorgung und individuellen Faktoren entstehen Kosten von 2.500 – 4.500 Euro pro Zygoma-Implantat.

Wie lange hält ein Zygoma-Implantat

Vorausgesetzt die Mundhygiene stimmt, sind Zygoma-Implantate genauso langlebig wie gängige Implantate. Wobei die herausnehmbare Zahnersatzvariante wesentlich leichter zu reinigen ist. Bei der großen Mehrzahl der Patienten ist eine Lebensdauer und Haltbarkeit der Zygoma-Implantate von mehr als 10 Jahren zu erwarten.

Zygoma-Implantate sind für Menschen, die an fortschreitendem Verlust der Kieferknochensubstanz leiden, eine gute Alternative zu schlecht sitzenden Prothesen. Sie bieten außerdem erhebliche Vorteile gegenüber einem vorherigen Knochenaufbau – denn sie erfordern eine wesentlich kürzere Behandlungszeit.