Fast jeder kennt das unbehagliche Gefühl, wenn eine Zahnbehandlung bevorsteht. Zahnbehandlungsangst oder -phobie plagt rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung. Und wie wäre Ihnen zumute, wenn ein Roboter statt eines Zahnarztes den nächsten Eingriff übernimmt? Im chinesischen Xi'an wurde die Zahn-OP ohne Zahnarzt vor Kurzem erstmals erfolgreich getestet. Was das für die moderne Medizin und unseren zukünftigen Alltag bedeutet, zeigt eine kleine Übersicht.

Übersicht dieses Artikels

OP ohne Arzt - Wie funktioniert das?

Roboter und mechanisch gesteuerte Instrumente werden seit Jahren in fast allen Fachrichtungen der Chirurgie eingesetzt, beispielsweise für kardiologische Eingriffe und zur Gebärmutterentfernung (Hysterektomie). Die mechanischen Helfer erlauben den steuernden Chirurgen höchste Präzision und ersetzen längst veraltete Handwerkzeuge. In der Uniklinik der Fourth Military Medical University im chinesischen Xi'an ist es Forschern nun erstmals gelungen, einen zahnchirurgischen Eingriff ganz ohne menschliche Steuerung vorzunehmen. Ärzte konfigurierten das Gerät vor dem Eingriff exakt auf den Probanden und waren bei der späteren Implantation zweier 3D-gedruckter Zähne lediglich zu Kontrollzwecken im Raum. In China soll diese Technik die flächendeckende zahnmedizinische Versorgung erleichtern, da es in dieser Fachrichtung landesweit an Personal fehlt. Bisherige Studien zur Chirurgierobotik zeigen, dass Mensch und Maschine ähnlich präzise arbeiten - ein Roboter macht Unfälle durch menschliches Versagen zudem unmöglich.

Der Arzt per Knopfdruck - Vorteil oder Risiko?

Auch in Zukunft sollen Roboter dank fortschreitender KI-Technik immer mehr Aufgaben von Medizinern übernehmen - vor allem in der Diagnostik sollen Roboter den Ärzten die Arbeit erleichtern. Der größte Vorteil beim Einsatz von Maschinen anstelle von Menschen ist hier wie in jeder Branche der Zeitfaktor. In Regionen mit hoher Bevölkerungsdichte könnten Patienten dank der Robotertechnik deutlich schneller diagnostiziert und versorgt werden. Fachärzte könnten spezifische Aufgaben effizienter erledigen, während Roboter allgemeinmedizinische Aufgaben oder die Durchführung von Operationen übernehmen. Ein klarer Nachteil besteht im fehlenden persönlichen Kontakt - zu einer umfangreichen medizinischen Behandlung gehört neben Fachwissen auch Empathie und Vertrauen. Momentan fehlt es in der Robotik noch an der nötigen KI-Technik, um einwandfreie Diagnosen unter Berücksichtigung von individuellen Sorgen und Eigenschaften der Patienten durchführen zu können.

Menschliche Begleitung in sensiblen Momenten

In einigen medizinischen Bereichen ist die Behandlung ohne direkten menschlichen Kontakt kaum denkbar. Stellen Sie sich vor, als werdende Mutter hätten Sie keine Unterstützung durch Ärzte und Hebammen. Die mechanische Übernahme von Aufgaben bedeutet darüber hinaus auch immer das Fehlen von Verantwortung. Die Verantwortung für die Richtigkeit einer Diagnose oder Behandlungsform wäre bei computergesteuerten Chirurgen und Ärzten unklar und läge im Zweifelsfall beim Patienten. Fehleinschätzungen von Patienten könnten leicht zu falschen Behandlungsmaßnahmen führen. Obwohl die Technik also einige Vorteile für komplexe Eingriffe unter Narkose mit sich bringt, bleibt die gänzliche Behandlung von Patienten durch computergesteuerte Ärzte vorerst eine technische und ethische Unmöglichkeit - auch in China.